Donnerstag, 15. März 2007

2. Tag

Jetzt am Ende des zweiten Tages, wird deutlich, wie gut man sich auf neue Situationen einstellen und wie schnell man sein Auge, seine Sinne schärfen kann.
Wir haben heute mit vier Pferden gearbeitet, wobei ich aktiv bei dreien mitgewirkt habe und dass vierte von Nikolai bearbeitet wurde.

Walk on Top (W):
Sie ist eine Stute aus guter Herrstammung, sie trägtviel potenzial in sich aber früh Kissing Spines gebildet hat. Kissing Spines entstehen, wenn ein Pferd seinen Rücken fallen lässt und so das Gewicht des Reiters direkt auf die Wirbelsäulenknochenfortsätze drückt und diese sich dann aneinander reiben. Hierbei entsteht ein großer Schmerz. W. dürfte mittlerweile schmerzfrei sein, jedoch ist mit einem solchen Pferd vorsichtig umzugehen. Sie stand lange Zeit auf der Weide, ist also wieder wie ein junges Pferd frisch und ungearbeitet. Das war auch der Grund warum Frau Sander die erste Arbeit selbst übernommen hat.
Bei ihr war gut zu beobachten, dass sie an der Longe gut gelaufen ist und auch die Hinterhufe unter den Schwerpunkt gebracht hat, dieses untertreten war aber noch unregelmäßig, daran muss weiterhin gearbeitet werden.
Frau Sander forderte sie das erste mal, auf dem großen Sandplatz, zum Galopp auf. Hierbei verspannte W. sich, da diese Situation ungewohnt für sie war. Im Nachhinein, hätte sie vielleicht nicht darauf bestehen müssen, denn nun lief W. auf dem rechten Vorderbein nicht mehr locker und flüssig.
Dies versuchten wir mit der Vordebeinwende zu beheben, hierbei wird das Pferd aufgefordet sich um 180° um die Vorderbeine zu drehen. Diese Übung kann man gut am Anbindeplatz machen. Dabei tritt das Pferd, im besten Falle, mit einem Bein hintenherum und mit dem anderen innenherum. Diese Übung gymnastiziert die Hanken, die Beweglichkeit, eröffnet dem Pferd eine neue und sozusagen unnatürliche Gangrichtung und man zeigt ihm dadurch auch das richtige treten in Richtung Schwerpunkt da das innere Bein beim Seitwärtstgehen genau in diese Richtung tritt.
Sonst war noch, beim longieren, das abschnauben, kauen und schlecken und gleichzeitiges kauen und schweifheben zu beobachten.

Pepita:
Ihr Problem ist Arthrose. Diese Knochenkrankheit wird durch Umwelteinflüsse oder genetischer Anlage ausgelöst. Sie zeichnet sich durch sporadische aber sehr schmerzhafte, stichartige "attacken" aus. Diese Pferde können nicht geheilt werden. Das Krankheitsbild verändert sich ständig und es kann durchaus auch Zeiten geben in denen es den Tieren wunderbar geht. Nun sind sich diese Pferde aber durchaus bewusst, dass bald ein starker Schmerz kommen könnte, d.h. sie besitzen eine erhöhte Körperangst und sind häufig sehr verspannt. Außerdem sollte man sie auf der Weide halten, da Bewegung gut für sie ist. So kam auch Pepita nach langem Weidenaufenthalt erst kürzlich in den Stall. Frau Sander übernahm das erste Training. Gleich zu beginn zeigte sie den so genannten Hahnentritt, darauf werde ich später zu sprechen kommen, wenn ich mir besser bewusst bin, was das genau bedeutet.
Sie zeigte außerdem Verspannungen und war eher unruhig. Das Abschnauben begleitete sie mit Nüsternblähen und lauten Geräuschen, häufig neigte sie den Kopf um die Außenseiten am Vorderbein zu kratzen. Sie trug den Kopf eher tief, was auf einen schwachen Rücken zurückzuführen ist. Trotz diesem allen war sie ziemlich gerade und auch das treten unter den Schwerpunkte war regelmäßiger als bei W.
Ein nebenan parkender Traktor veranlasste sie aus dieser vorher beschriebenen Körperangst heraus los zu gallopieren und hinten auszutreten. Man sah, dass dies nicht aus einer wirklichen Angst heraus oder ungehorsam geschah.
Wir versuchten sie nun auch mittels der Vorhandwende zu entspannen. Dies machte sie sehr fleißig und ordentlich. Danach war zwar die Verspannung besser, die Abneigung gegen den Traktor und den dazu gehörenden Arbeiter aber ungebrochen, mit hochaufgerichtetem Hals und wild schnaubend weigerte sie sich daran vorbeizulaufen, tat sie es doch schlug sie aus und buckelte hintenheraus. Dieses Verhalten endete mit dem Verschwinden dieses "Unruheherdes". Sie konnte sich nun auf die Arbeit konzentrieren und zeigte beachtliche Leistungen. Normalerweise hätte hier die eigentliche Arbeit beginnen können, es ist aber nicht sinnvoll ein "frisches" Pferd zu sehr oder zu lange zu beanspruchen.

Pinocchio:
Dies war das ertste Pferd, mit welchem ich eigenständig arbeiten durfte. Er ist ein Schulpferd gewesen und sehr sicher im Umgang, ausgeglichen, außerdem kennt er die Abläufe sehr genau.
Ich bin mit ihm auf den Longierzirkel gegangen, habe ihn aber ohne Longe bewegt. Schnell zeigte er das gewünschte Abschnauben und Abhusten. Im Trab lief er flüssig, hob den Schweif und wirkte recht zufrieden. Dies war auf beiden Händen ziemlich gleich, wobei er deutlich besser auf der linken Hand unter den Schwepunkt getreten hat, die rechte Hand wurde aber im Laufe der Arbeit immer besser. Vorallem im Schritt konnte ich das gut beobachten, ich hatte das Gefühl, dass er im Trab noch nicht so sauber ist, kann das aber nicht wirklcih beurteilen.
Trotz seiner "Leichtigkeit" waren immer wieder Darmgeräusche zu hören. Wurden aber schwächer je länger er lief oder waren weg wenn er zwischenzeitlich im Schritt ging. Wenn ich ihn zum Galopp animieren wollte, verstärkten sie sich, waren aber weg wenn er im Galopp war. Dies legte sich je öfter ich die Übungen wiederholte, dazu wechselte ich regelmäßig die Hand. Nach zwanzig Minuten zeigte er deutlich, dass es nun genug für den Tag sei und wurde zusehends unwillig.
Ich beendete das longieren.
Danach war das Reiten dran. Ich setzte mich also ohne Sattel auf ihn und wurde von Nikolai geführt. Dabei ging es Hauptsächlich darum meinen korrekten Sitz zu finden, die Gesäßknochen zu spüren und Ruhe in die Wirbelsäule zu bekommen. Ohne Sattel und am zweiten Tag fiel es mir schon sehr viel leichter gerade zu sitzen es fühlte sich nicht mehr ganz so falsch an. Sobald ich die Beine in der richtigen Position hatte war das Spüren der Gesäßknochen kein Problem mehr, wobei ich die rechte Seite deutlicher spürte ( kommt das von meiner Schiefe? Oder vom morgendlichen Feldenkrais training, wobei ich heute die rechte Seite bearbeitet habe?...). Sobad ich im Ruhepunkt seines Rückens saß, fühlte sich das Reiten richtig und entspannt an. Schwieriger wurde es die Wirbelsäule ruhig zu halten als ich die Zügel aufnahm. Sobald ich mich aber darauf konzentrierte waren die Veränderungen deutlich zu spüren. Die richtige Zügelführung besprachen wir anschließend.
Ich denke ich habe heute einen ersten Eindruck von der gewünschten Einheit mit dem Pferd gespürt.
Da ich meine äußere Schulter leicht nach innen gedreht hielt, lief er unter mir auch ziemlich gerade.

Anna:
Mit Anna habe ich heute nicht viel zu tun gehabt.
Ich führte sie nur während Nikolai geritten ist. Dabei ist mir aufgefallen wie schnell sich auch das Pferd auf den Menschen einstellt. Bevor Nikoalai aufgestiegen ist habe ich sie durch die Bahn geführt und ziemlich schnell lernte sie auf meine Körpersprache zu hören. D.h. sie läuft los wenn ich los laufe und hält auch genau dann an wenn ich anhalte. Perfekt war es noch nicht, aber wir haben ja auch noch Zeit miteinander zu lernen.

Der heutige Tag hat viel Neues gebracht aber auch einige Dinge verfestigt. Ich glaube, mit jedem weiteren Tag wird es leichter den ganzen Begrifflichkeiten zu folgen und sie auch wirklich zu verstehen.

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